Offener Unterricht

Der Offene Unterricht ist eine Unterrichtsform, in der jeder Schüler Lernzeit, Lernort und Lerninhalte frei bestimmen kann. Er kann außerdem wählen, ob er die Lerninhalte alleine oder in Gruppenarbeit bearbeitet und welchen Methoden er dafür wählt.

Unterrichtssituation und Zielsetzung

Das Lerngeschehen wird im Offenen Unterricht vollständig vom Schüler bestimmt: Seine individuellen Interessen und Fähigkeiten stehen im Mittelpunkt. Er erarbeitet sich die Lerninhalte selbständig und lenkt den Lernverlauf seinen Interessen entsprechend. So soll eine stärkere Ausrichtung des Unterrichts am Schüler und eine höhere Handlungsorientierung gewährleistet werden. Durch die zahlreichen frei wählbaren Varianten des Zugangs zum Lernstoff werden für jeden Schüler optimale Lernvoraussetzungen geschaffen. So wird die differenzierte, selbständige und individuelle Erarbeitung und Prüfung von Lerninhalten möglich.

Definition des Offenen Unterrichts

Bis zum Jahr 2003 gab es für den Begriff Offener Unterricht keine einheitliche Definition. Er bezeichnete vielmehr all die Unterrichtsformen, die offener sind als der traditionelle, lehrerzentrierte Frontalunterricht. Dazu zählen zum Beispiel Projektunterricht, Freiarbeit, Stationenlernen oder die Arbeit mit Wochenplänen. Ihnen allen gemeinsam ist die Betonung der Selbständigkeit der Schüler in Bezug auf Lerninhalte, Arbeitsweisen oder Formen der Kooperation.

Ein wissenschaftliches Bestimmungsraster, mit dem sich der Grad der Offenheit verschiedener Unterrichtsformen festlegen lässt, entwarf erst der Lehrer und Pädagoge Falko Peschel in seiner Doktorarbeit aus dem Jahr 2003. Darin beschreibt er den Offenen Unterricht als uneingeschränkte Freiheit des Schülers, eigenständig zu lernen und forschen. Der Lehrer ist im offenen Unterricht derjenige, der die vielfältigen Lernprozesse ermöglicht. Er begleitet die Lernenden, gibt Anregungen und Hilfestellungen und kann individuell auf jeden Schüler eingehen.

Berichte aus der Praxis

Peschel wurde unter anderem auch dadurch bekannt, dass er eine Klasse vier Jahre lang durch die Grundschulzeit führte, ohne jedoch im herkömmlichen Sinne zu unterrichten. In seinen Publikationen hat er seine Methode des offenen Unterrichts eingehend beschrieben und weist auf deren hohe Effizienz unter anderem in Bezug auf Leistungsstand, Lehrplan, Lernatmosphäre und der Integration schwächerer Kinder hin.

Bewertung der Offenheit

Peschel unterscheidet die folgenden fünf Aspekte, mit deren Hilfe Lehrer den eigenen Unterricht nach Merkmalen des Offenen Unterrichts einschätzen können: organisatorische, methodische, inhaltliche, soziale und persönliche Offenheit. Außerdem setzt er sich kritisch mit verschiedenen Formen des Offenen Unterrichts auseinander, die je nach individueller Ausgestaltung durch den Lehrer immer mehr oder weniger Offenheit bedeuten können.